NABU freut sich über sehr gutes Storchenjahr im Südwesten

Frühe Insekten sorgen für gut genährte Jungvögel – ein Drittel der oberschwäbischen Störche überwintert hier

 

Stuttgart / Sigmaringen – Über ein sehr gutes Storchenjahr mit reichlich Nachwuchs freuen sich der NABU Baden-Württemberg und die Storchenbeauftragte des Landes, Ute Reinhard: „Im ganzen Südwesten haben die Weißstörche äußert erfolgreich gebrütet. Mit annähernd 2,5 Jungstörchen pro Paar haben wir ein tolles Ergebnis“, sagt die Biologin. Sie reist jedes Jahr kreuz und quer durch den Südwesten, um den Bestand des NABU-Wappentiers zu sichten und den Nachwuchs in luftiger Höhe zu beringen. „Der gute Bruterfolg liegt vor allem an der frühen Entwicklung der Insekten in diesem Jahr und am warmen, trockenen Frühjahr und Frühsommer. Vor allem Heuschrecken, die hochwertiges Eiweiß enthalten, wurden zahlreich verfüttert. Hinzu kommt, dass die Eisheiligen und die Schafskälte dieses Jahr mild waren und daher viele Jungvögel überlebt haben“, so Reinhard.

 

Im August treffen sich die Jungtiere an Sammelplätzen im Umkreis von 50 Kilometern um den Horst, bevor sie spätestens Mitte August Richtung Süden fliegen. Doch ein Teil der Weißstörche verzichtet mittlerweile auf die Reise, weil sie auch hier den Winter überstehen können: In Oberschwaben sind dies rund ein Drittel aller Tiere. Dabei ist der Anteil der bei uns überwinternden Störche in den Kolonien geringer als bei isoliert brütenden Paaren. „Sie lassen sich dann von der allgemeinen Aufbruchsstimmung anstecken, sie bekommen sozusagen Reisefieber“, sagt Reinhard.

 

Ihr Flug führt alle Weißstörche aus Baden-Württemberg über die Westroute nach Südfrankreich, die Küste entlang bis Spanien und sogar weiter nach Marokko und Mali. „Die Westpopulation und damit ihr Ausbreitungsdruck ist gewachsen und dadurch hat sich die Zugscheide zwischen West- und Ostroute nach Bayern verschoben“, so Reinhard. „Allerdings passiert es ab und zu, dass Jungvögel auf ihren Erkundungsflügen kurz vor dem Vogelzug über die bayerische Grenze fliegen und sich dort einem Trupp anschließen, der die Ostroute wählt.“ Dann führt sie ihr Weg noch deutlich weiter über den Bosporus, den Libanon, die Halbinsel Sinai und das Rote Meer hinweg, das Niltal entlang Richtung Süden bis nach Ost- oder Südafrika. Die meisten Störche sind mittlerweile in ihrem Winterquartier eingetroffen.