NABU: Stachelige Gesellen im Garten auf Tour

Unverletzte Igel in der Natur lassen / Tieren beim Überwintern helfen

 

Stuttgart – Für Igel ist der Herbst die heiße Phase, um sich auf den Winterschlaf vorzubereiten: Jetzt fressen sie sich die nötigen Fettreserven für die kommenden Monate an. Dabei hilft ihnen der milde Herbst dieses Jahr, da noch viele Insekten, Regenwürmer, Asseln, Schnecken oder Mücken zu finden sind. Selbst später Igelnachwuchs kann sich noch Winterspeck anfressen. Das ist nötig, denn während ihres bis zu einem halben Jahr andauernden Schlafes verlieren sie zwischen zwanzig und vierzig Prozent ihres Körpergewichts. Um möglichst fette Beute zu machen, bevor das Nahrungsangebot an Käfern, Schnecken und Spinnen knapp wird, sind die nachtaktiven Stacheltiere im milden Herbst auch am Tag auf Achse. „Das ist ein ungewohnter Anblick und man hat schnell den Eindruck, mit dem Tier sei etwas nicht in Ordnung“, berichtet NABU-Artenschutzreferent Martin Klatt. „Aber nicht jeder Igel, der hilfsbedürftig scheint, ist es auch. Meist erkennt man rasch, ob Hilfe nötig ist.“

 

Situation A: Kleiner Igel ist scheinbar orientierungslos außerhalb des Nestes unterwegs:

 

„Es ist möglich, dass die Mutter lediglich auf Futtersuche ist und wiederkommt. Deshalb sollte man das Tier möglichst zunächst für einige Zeit beobachten.“ Kehrt sie nicht zurück oder ist ein Tier offensichtlich verletzt oder stark von Parasiten wie Maden oder Fliegen befallen, braucht der junge Igel menschliche Hilfe. Verletzte Igel sind am besten beim Tierarzt oder in einer Igelstation aufgehoben. Die medizinische Behandlung ist in der Regel kostenlos. Kontaktadressen für Igelstationen, die die Tiere weiter pflegen und überwintern, vermittelt das örtliche Tierheim oder der NABU.

 

Situation B: Gesunder, aber zu leichter Igel mit unter 250 Gramm:

 

Zu leichte Igel können draußen vor Ort zugefüttert werden. „Gut funktioniert das, wenn man Hundetrockenfutter oder ungewürztes Rührei mit Igeltrockenfutter aus dem Zoohandel mischt“, sagt Klatt. Keinesfalls darf man den Tieren Milch anbieten, die zu schweren Verdauungsstörungen führen kann. Da sie in der Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben als man oft annimmt, sollte man auch kleine Jungtiere nicht ins Haus holen. „Drinnen überwinterte Igel haben im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden“, gibt Klatt zu bedenken.

 

Fünf Tipps zur Soforthilfe für Igel im Garten

 

„Viele machen den Garten jetzt allmählich winterfest, schneiden Äste und rechen Laub zusammen. Dabei fällt das ideale Material an, um Igeln in einer Gartenecke einen Laub- und Reisighaufen als Überwinterungsquartier zu bauen“, rät Klatt. „Langfristige Hilfe für den Igel ist ein möglichst naturnaher Garten mit ein wenig Unordnung und heimischen Sträuchern und Bäumen.“ Das sorgt für ein großes Nahrungsangebot, weil sich dort viele Käfer und Insekten tummeln.

 

Tipp 1: Laub liegen lassen

 

Hat der Igel seinen Winterschlafplatz ausgewählt, beginnt er mit dem sorgfältigen Nestbau. Zum Innenausbau nutzt er vor allem Laub. Das Nestmaterial sammeln die Igel mit dem Maul und nur in einem kleinen Umkreis von einigen Metern um den Nestplatz. Daher: Laub liegen lassen!

 

Tipp 2: Das richtige Igelhaus

 

Wer wenig Platz in seinem Garten hat, kann fertige Igelhäuser anbieten. Der Innenraum sollte ausreichend groß sein, damit der Igel nicht direkt vor dem Eingang liegen muss. Ein Boden ist nicht notwendig. Selber bauen geht auch. Eine Anleitungen gibt es unter: www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/mission-gruen/17295.html

 

 Tipp 3: Nistmaterial auswechseln

 

Im Frühjahr nach dem Winterschlaf sollte unbedingt das Nistmaterial gewechselt werden. So bekommt der zukünftige Bewohner ein sauberes und parasitenfreies Heim.

 

 Tipp 4: Igelhaus nur auf trockenem Untergrund aufstellen

 

Das Igelhaus sollte ohne Boden immer an einem trockenen Standort aufgestellt werden. Die oberste Schicht Erde kann dazu mit einem Spaten abgehoben und der Bodenunterschied dann mit einem Sand-Kies-Gemisch aufgefüllt werden. Das Igelhaus wird direkt darauf platziert und mit reichlich Laub gefüllt.

 

 Tipp 5: Igelhaus abdecken

 

Zum Schutz vor jedem Wetter sollte das Igelhaus mit Laub, Reisig oder Tannenzweigen abgedeckt werden.